Polizeiliche Todesschüsse
Seit der Wiedervereinigung wurden mindestens 345 Personen durch Kugeln der deutschen Polizei getötet.
Wir zählen von 1976 bis 1990 außerdem 152 tödliche Schüsse allein in Westdeutschland.
Jedes Jahr veröffentlicht die Konferenz der Innenminister*innen der Bundesländer eine neue Statistik zum polizeilichen Schusswaffengebrauch des Vorjahres. Neben Warnschüssen oder Schüssen auf Tiere und Sachen werden auch Polizeikugeln auf Personen und daraus resultierende Todesfälle gezählt.
Die ab 1984 von den Behörden geführte Aufstellung ist jedoch anonym, es wird nicht auf die einzelnen Taten eingegangen. Die Statistik gibt auch keine Auskunft über die Opfer. Seit 1976 dokumentiert die Zeitschrift Bürgerrechte & Polizei/CILIP deshalb die Hintergründe zu den durch die Polizei verursachten Todesfällen. Dabei sammeln wir Informationen zur Beteiligung von Sondereinheiten, der Zahl jeweils abgegebener Schüsse und der Situation, in der sich die Schussabgabe zutrug.
So ist etwa von Bedeutung, ob die Getöteten selbst bewaffnet waren, sich womöglich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder, wie es häufig geschieht, in ihrer eigenen Wohnung erschossen wurden.
Chronik
zeige 28 von 497 polizeilichen Todesschüsse
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an 24 von 286 Orten
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Verletzte/getötete Beamte
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Innenraum
N.N.
21 Jahre, männlich
Erschossen am 28.02.2019
In Würzburg, Bayern
Mit einem Schuss
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: [1]
Als zwei Auszubildende der Bereitschaftspolizei sich in ihrer Unterkunft in der Mainau-Kaserne auf ihren Dienst vorbereiten, löst sich aus einer falsch entladenen Waffe ein Schuss und trifft den Mit-Auszubildenden in den Kopf. Dieser wird schwer verletzt und stirbt kurz darauf im Krankenhaus. Im November erhebt die Staatsanwaltschaft gegen den Schützen Anklage wegen fahrlässiger Tötung.
Unbeabsichtigte Schussabgabe
SEK-Beteiligung
Verletzte/getötete Beamte
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
32 Jahre, männlich
Erschossen am 03.02.2004
In Köln, Nordrhein-Westfalen
Mit einem Schuss
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Ein betrunkener Autofahrer durchbricht eine Polizeikontrollstelle und flüchtet. Als er kurz darauf gegen eine Hauswand fährt, flüchtet er zu Fuß weiter. Mit gezogenen Waffen stellen ihn die verfolgenden Beamt*innen auf einem Parkhausdach. Nach Polizeiangaben löst sich dabei ein „unbeabsichtigter“ Schuss. Der Mann stürzt 10 Meter in die Tiefe und stirbt kurz darauf.
SEK-Beteiligung
Mutm. famil. oder häusl. Gewalt
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Innenraum
N.N.
22 Jahre, männlich
Erschossen am 28.05.2002
In Wiesbaden, Hessen
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: [1]
Nach einem Beziehungsstreit nimmt ein junger Mann in einer Arztpraxis seine Freundin als Geisel, während weitere Anwesende fliehen können. Als dreistündige Verhandlungen keinen Erfolg bringen und der Mann mehrfach mit einem Blutbad droht, schießt ihm ein Beamter gezielt in die Seite. Die Kugel dringt durch den Arm bis in die Hüfte und verletzt ihn lebensgefährlich. Eine Woche später stirbt der Mann im Krankenhaus.
Verletzte/getötete Beamte
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
40 Jahre, männlich
Erschossen am 05.08.2001
In Gruibingen, Baden-Württemberg
Mit einem Schuss
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Nach einem nächtlichen Einbruchalarm durchsuchen zwei Polizeibeamt*innen eine Möbelfabrik, sie finden jedoch nichts. Beim Verlassen des Gebäudes löst sich aus der Maschinenpistole eines Beamt*innen ein „unbeabsichtigter“ Schuss und trifft seinen Kollegen ins linke Schulterblatt und tödlich in die Lunge. Der Mann verblutet.
SEK-Beteiligung
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Innenraum
N.N.
45 Jahre, männlich
Erschossen am 13.12.1999
In Siegen, Nordrhein-Westfalen
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
23 Jahre, männlich
Erschossen am 08.02.1997
In Fürstenwalde, Brandenburg
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
18 Jahre, männlich
Erschossen am 27.07.1996
In Münster, Nordrhein-Westfalen
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Sebastian D.
19 Jahre, männlich
Erschossen am 16.06.1994
In Kyritz, Brandenburg
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
SEK-Beteiligung
Verletzte/getötete Beamte
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
32 Jahre, männlich
Erschossen am 20.04.1993
In Mannheim, Baden-Württemberg
Mit einem Schuss
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Martin Peischel
22 Jahre, männlich
Erschossen am 10.02.1993
In Wolfratshausen, Bayern
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Peter Sund
24 Jahre, männlich
Erschossen am 19.01.1992
In Bernburg, Sachsen-Anhalt
Quellen: auf Anfrage
Die Polizei wird über einen Einbruch in eine Verkaufsstelle informiert, nachdem zwei Beamt*innen sich den Schlüssel des Ladens besorgt hatten, gehen sie mit gezogenen Waffen in das Geschäft. Dort beschimpft sie das spätere Opfer angeblich. Als die Beamt*innen ihn stellen, steckt einer der Beamten seine Waffe zurück ins Holster, während der die gezogene Waffe in der Hand behielt. Bei der anschließenden Festnahme tritt der Mann angeblich wild um sich und bringt dabei den sichernden Beamten aus dem Gleichgewicht; als dieser strauchelt, löst sich aus seiner Makarov-Pistole ein Schuß und trifft den Täter in den Kopf. Am 23.11.93 wird der Beamte vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen; die Staatsanwaltschaft legt Berufung ein.
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
25 Jahre, männlich
Erschossen am 21.06.1991
In Leipzig, Sachsen
Mit einem Schuss
Bewaffnet mit Schlagwaffe
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
17 Jahre, männlich
Erschossen am 09.09.1989
In Würzburg, Bayern
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Unbeabsichtigte Schussabgabe
N.N.
25 Jahre, männlich
Erschossen am 23.12.1988
In Wiesbaden, Hessen
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Mutm. psych. Ausnahmesituation
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Die Zeitschrift Bürgerrechte & Polizei/CILIP liefert seit 1978 kritische Analysen zur Politik und Praxis Innerer Sicherheit in Deutschland und Europa.
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Umgesetzt von Johannes Filter und Matthias Monroy
basierend auf jahrzehntelangen Recherchen von
Otto Diederichs und der Bürgerrechte & Polizei/CILIP-Redaktion.
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Otto Diederichs und der Bürgerrechte & Polizei/CILIP-Redaktion.