Ein Beamter hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Scheibe auf der Fahrerseite des anfahrenden Wagens eingeschlagen, um die Flucht des 22-jährigen Schlossers Martin Peischel und seines Bruders Horst zu verhindern. Dabei habe sich aus der Dienstwaffe des Beamten, einer Heckler & Koch, der Schuss gelöst, der den jungen Mann tötete. Gegen zwei Uhr sei nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwalts Hubert Vollmann einer Polizeistreife ein "zu laut fahrendes" Auto ohne Kennzeichen im Wörthshausener Industriegebiet aufgefallen. Die Beamten verfolgten das Fahrzeug. Nach etwa einem Kilometer hielt der Fahrer an einer Tankstelle und stieg aus dem Auto aus. Als er die Polizei bemerkte, stieg er wieder ein und wollte wegfahren, doch der Wagen kam "ins Stottern". Der Beifahrer des Polizeiwagens lief neben dem Fahrzeug her und schlug nach bisherigen Ermittlungen mit seiner Dienstwaffe die Scheibe ein. Dabei soll sich der Schuss gelöst haben. Der 25-jährige Bruder des Getöteten gab einen teilweise widersprechenden Bericht ab. Laut ihm hatten sich die beiden Brüder gegen zwei Uhr nachts mit ihrem Ford Fiesta auf den Weg zu einer Selbstbedienungstankstelle gemacht. Sie seien deshalb so spät unterwegs gewesen, weil das Auto nicht angemeldet war. "Wir wollten aber in den nächsten Tagen zum TÜV, weil ja alles schon geschweißt und repariert war", berichtet Horst. Das abmontierte Nummernschild hatten sie angeblich ins Heck des Fahrzeugs gelegt. Als die Peischel-Brüder mit ihrem Auto vor der Tankstelle vorfuhren und Martin ausstieg, um Benzin zu zapfen, sei plötzlich der Polizist dagewesen. "Der Martin ist gleich wieder ins Auto gesprungen und wir sind abgehauen", berichtet Horst, der im Wagen geblieben war. Alles sei furchtbar schnell gegangen, und er habe keinen Wortwechsel zwischen seinem Bruder und dem Polizisten gehört. Sekunden später habe es gekracht. Dass sein Bruder von einem Schuss getroffen worden war, sei ihm in diesem Moment noch nicht bewusst geworden. Die Polizei habe Horst aus dem Auto gezerrt und mit drei Fußtritten auf eine Wiese gestoßen. Anschließend hätten sie den Toten auf die Fahrbahn gelegt. Horst musste zur Polizeidienststelle mitfahren und wurde dort bis zum Mittwochmorgen festgehalten. Es ist nicht der erste Fall, in dem eine Pistole dieser Marke losging, ohne dass es der Beamte wollte. Als Bayern sich Ende der 70er Jahre entschloss, für seine Polizei eine neue Dienstwaffe anzuschaffen, veröffentlichte die Fachzeitschrift „Kriminalist“ einen Vergleichstest zwischen drei in Frage kommenden Selbstladepistolen. Die Heckler & Koch P7 verfügt über eine neuartige Konstruktion der Sicherung, die sich an der Vorderseite des Griffes befindet. Drückt der Schütze diesen „Griffspanner“, ist die Waffe in hochempfindlicher Abzugstellung entsichert. Ein leichter Druck auf den Abzug genügt, und es kracht. Bei schnellem Ziehen unter akutem Zeitdruck und ungünstigen Umständen neigen die Finger einer vorstoßenden Hand zu synchronen Bewegungen und gleichmäßiger Zugkraft. Der Zeigefinger krümmt sich, und die Pistole geht los. Schießtests ergaben, dass diese Konstruktion zu ungewollten Schüssen führen kann.