Polizeiliche Todesschüsse

Seit der Wiedervereinigung wurden mindestens 350 Personen durch Kugeln der deutschen Polizei getötet.

Wir zählen von 1976 bis 1990 außerdem 152 tödliche Schüsse allein in Westdeutschland.
Jedes Jahr veröffentlicht die Konferenz der Innenminister*innen der Bundesländer eine neue Statistik zum polizeilichen Schusswaffengebrauch des Vorjahres. Neben Warnschüssen oder Schüssen auf Tiere und Sachen werden auch Polizeikugeln auf Personen und daraus resultierende Todesfälle gezählt.
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Die ab 1984 von den Behörden geführte Aufstellung ist jedoch anonym, es wird nicht auf die einzelnen Taten eingegangen. Die Statistik gibt auch keine Auskunft über die Opfer. Seit 1976 dokumentiert die Zeitschrift Bürgerrechte & Polizei/CILIP deshalb die Hintergründe zu den durch die Polizei verursachten Todesfällen. Dabei sammeln wir Informationen zur Beteiligung von Sondereinheiten, der Zahl jeweils abgegebener Schüsse und der Situation, in der sich die Schussabgabe zutrug.
So ist etwa von Bedeutung, ob die Getöteten selbst bewaffnet waren, sich womöglich in einer psychischen Ausnahmesituation befanden oder, wie es häufig geschieht, in ihrer eigenen Wohnung erschossen wurden.

Chronik

zeige 19 von 502 polizeilichen Todesschüsse
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an 16 von 286 Orten
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Schusswechsel
N.N.
69 Jahre, männlich
Erschossen am 28.12.1999
In Darmstadt, Hessen
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Ein Rentner bedroht in der Innenstadt Passant*innen mit einer Schusswaffe. Als die herbeigerufenen Polizeibeamt*innen ihn auffordern, die Waffe fallen zu lassen, schießt er auf sie. Die Beamt*innen schießen zurück und verletzen den Mann. Als er ins Krankenhaus eingeliefert wird, befindet er sich nicht in Lebensgefahr. Zwei Wochen später stirbt er, ob sein Tod ursächlich mit seinen Schussverletzungen in Zusammenhang steht, ist unklar.
SEK-Beteiligung
Innenraum
Adnan H.
46 Jahre, männlich
Erschossen am 22.12.1999
In Aachen, Nordrhein-Westfalen
Bewaffnet mit Schusswaffe, Explosivstoff
Quellen: auf Anfrage
In einer Bank nimmt ein Mann mehrere Geiseln. Um seinen Geldforderungen Nachdruck zu verleihen, schießt er auf eine Geisel. Einer anderen hängt er eine Handgrante um den Hals. Nach 50-stündigen Verhandlungen erschießt ein Präzisionsschütze der Polizei den Mann.
SEK-Beteiligung
Unbeabsichtigte Schussabgabe
Innenraum
N.N.
45 Jahre, männlich
Erschossen am 13.12.1999
In Siegen, Nordrhein-Westfalen
Mit einem Schuss
Quellen: auf Anfrage
Nach einer Schießerei vor einer Diskothek stürmen mehrere SEK-Beamte die Wohnung eines Verdächtigen. In einem Handgemenge mit dessen Vater löst sich laut Aussagen des Beamten ein Schuss aus seiner Dienstwaffe. Das Projektil trifft den Mann in den Kopf.
SEK-Beteiligung
Zdravko Nikolov Dimitrov
36 Jahre, männlich
Erschossen am 10.12.1999
In Braunschweig, Niedersachsen
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Als ein bulgarischer Asylbewerber in Abschiebehaft genommen werden soll, droht er mit Selbstmord. Die Polizist*innen rufen daraufhin ein SEK. Beim Eintreffen der Beamten greift der Mann sie mit einem Messer an. Einer der Beamten schießt und verletzt ihn so schwer, dass er zehn Tage später im Krankenhaus stirbt.
SEK-Beteiligung
Innenraum
N.N.
31 Jahre, männlich
Erschossen am 07.12.1999
In Braunschweig, Niedersachsen
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Mit einem Messer verletzt ein Mann zwei seiner Nachbar*innen. Als drei SEK-Beamte ihn festnehmen wollen, greift er die Polizisten im Treppenhaus ebenfalls an und bringt sie zu Fall. Daraufhin schießt einer der Polizisten und trifft den Mann tödlich.
N.N.
25 Jahre, männlich
Erschossen am 24.11.1999
In Geldern, Nordrhein-Westfalen
Quellen: auf Anfrage
Kurz nach einem Tankstellenüberfall stellt die Polizei den mutmaßlichen Täter. Plötzlich ergreift er die Flucht. Nach einem Warnruf schießt einer der Beamt*innen und trifft ihn in den Hinterkopf.
N.N.
43 Jahre, männlich
Erschossen am 15.10.1999
In Passau, Bayern
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Als zwei Polizeibeamt*innen einen aggressiven Mann überprüfen wollen, greift er sie mit einem Messer an. Als einer von diesen dabei zu Fall kommt, stürzt sich der psychisch Kranke auf ihn. Daraufhin schießt der andere Beamte auf den Mann und tötet ihn.
Innenraum
Thomas B.
29 Jahre, männlich
Erschossen am 26.09.1999
In Hamburg
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Von einer Anwohnerin wird die Polizei über Gepolter und Schreie in einer Nachbarwohnung informiert. Als die Beamt*innen an der Wohnungstür klingeln, öffnet ein Mann mit einem Klappmesser, der die Tür sofort wieder zuschlägt. Als die Beamt*innen sie eintreten, werden sie im Flur angegriffen. Als der Mann das Messer trotz Aufforderung nicht fallen lässt, schießen zwei Beamte auf ihn.
Verletzte/getötete Beamte
Mutm. psych. Ausnahmesituation
N.N.
40 Jahre, männlich
Erschossen am 06.09.1999
In Bremen
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Eine Anwohnerin informiert die Polizei über eine Person, die mit einem Messer um ihr Haus schlei­che. Als die Polizist*innen eintreffen, werden sie von dem Verdächtigen an­gegriffen, einer der Be­am­t*innen erhält einen Stich in Schulter und Bauch. Bei­de Beamt*innen schießen auf den Mann und töten den vermutlich psychisch Kranken. Der Tote weist 6 Schusswunden auf, davon 3 im Rücken. Die genau­en Umstände sind unklar.
Schusswechsel
SEK-Beteiligung
André H.
28 Jahre, männlich
Erschossen am 01.09.1999
In Berlin
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Auf seiner Flucht vor der Polizei liefert sich ein Posträuber ein Feuergefecht mit den Beamt*innen. Er kann zunächst entkommen und wird später tot aufgefunden.
Schusswechsel
SEK-Beteiligung
Verletzte/getötete Beamte
Innenraum
N.N.
22 Jahre, männlich
Erschossen am 09.08.1999
In Magdeburg, Sachsen-Anhalt
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Bei der Fahndung nach einem Raubmörder dringen SEK-Beamte gewaltsam in eine Wohnung ein. Trotz Blendgranaten gibt der Mann mehrere Schüsse auf die Polizist*innen ab und verletzt einen von ihnen. Die Beamt*innen feuern zurück und treffen den Mann tödlich. Weitere in der Wohnung befindliche Personen bleiben unverletzt.
Schusswechsel
SEK-Beteiligung
Innenraum
Udo Hammerschmidt
41 Jahre, männlich
Erschossen am 23.07.1999
In Hamburg
Bewaffnet mit Gas-/ Schreckschusswaffe
Quellen: auf Anfrage
MEK-Beamte wollen nachts die Wohnung eines mutmaßlichen Dealers durchsuchen und brechen die Wohnungstür auf. Als der Mieter auf die Polizist*innen schießt, feuert einer der Beamt*innen zurück und trifft den Mann in den Bauch. Er stirbt eini­ge Stunden später im Krankenhaus. Anlass und Hintergründe der Aktion sind unklar. Zwischen Polizeiangaben und Zeu­genaussagen gibt es hier starke Abweichungen.
SEK-Beteiligung
Innenraum
Friedhelm Beate
63 Jahre, männlich
Erschossen am 27.06.1999
In Heldrungen, Thüringen
Quellen: auf Anfrage
Während der bundesweiten Fahndung nach einem Raubmörder soll in einem Hotel ein Mann von zwei Zivilfahnder*innen überprüft werden. Als er die Zimmertür öffnet schießen die Polizist*innen unter ungeklärten Umständen sofort auf ihn. Als weitere Beamte die Tür später aufbrechen, ist der Mann tot. Bei dem Toten handelt es sich laut der taz um einen Touristen. Ein Wanderer hatte demnach den gesuchten Gewalttäter verwechselt und die Polizei informiert.
Verletzte/getötete Beamte
Innenraum
Saffet Z.
43 Jahre, männlich
Erschossen am 11.06.1999
In Hamburg
Bewaffnet mit Stichwaffe
Quellen: auf Anfrage
Von Nachbar*innen wird die Polizei gerufen, weil einer der Bewohner im Haus randaliert. Beim Eintreffen der Beamt*innen greift er diese mit einem Fleischermesser an. Beim Zurückweichen stolpert einer der Polizist*innen. Als sich der Mann auf ihn stürzt und mit dem Messer verletzt, schießt sein Kollege. Der Täter wird in Oberkörper und Leiste getroffen. Er stirbt später im Krankenhaus.
N.N.
Alter: unbekannt, männlich
Erschossen am 24.04.1999
In Bad Arolsen, Hessen
Bewaffnet mit Schlagwaffe
Quellen: auf Anfrage
Bei der Festnahme eines Einbrechers greift dieser den Polizeibeamten mit einem Brecheisen an. Daraufhin schießt der Beamte und trifft den Mann in die Brust. Er stirbt im Notarztwagen.
N.N.
26 Jahre, männlich
Erschossen am 16.04.1999
In Neuberg, Hessen
Quellen: auf Anfrage
Von Anwohnern wird die Polizei über einen Kioskeinbruch informiert. Beim Eintreffen der Beamt*innen flüchten mehrere Personen. Einer der Polizist*innen schießt auf einen der Flüchtenden und trifft ihn in den Oberkörper. Der Mann verblutet. Die näheren Umstände sind unbekannt.
Mutm. psych. Ausnahmesituation
Innenraum
N.N.
41 Jahre, männlich
Erschossen am 13.04.1999
In Lambrecht, Rheinland-Pfalz
Bewaffnet mit Schlagwaffe
Quellen: auf Anfrage
Ein Betrunkener randaliert in seiner Wohnung und legt Feuer. Als Polizeibeamt*innen eintreffen, greift er sie mit zwei Eisenstangen an. Einer der Beamt*innen schießt daraufhin auf den Mann und verletzt ihn schwer. Im Krankenhaus stirbt der Mann.
Mutm. psych. Ausnahmesituation
Mutm. famil. oder häusl. Gewalt
N.N.
44 Jahre, männlich
Erschossen am 25.03.1999
In Ennigerloh, Nordrhein-Westfalen
Bewaffnet mit Hiebwaffe
Quellen: auf Anfrage
Ein als psychisch krank beschriebener Mann versucht im Streit seine Schwester mit einer Axt zu erschlagen. Um die Frau zu retten, schießt einer der herbei gerufenen Polizeibeamt*innen auf den Mann und trifft ihn tödlich.
N.N.
19 Jahre, männlich
Erschossen am 17.01.1999
In Karlsruhe, Baden-Württemberg
Bewaffnet mit Gas-/ Schreckschusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Im Zusammenhang mit zwei Banküberfällen soll ein Pkw mit 4 Insassen überprüft werden. Der Fahrer durchbricht die Sperre und flüchtet. Unmittelbar nachdem der Wagen nach einer Verfolgungsjagd wieder gestoppt ist, schießt ein Polizist auf den Fahrer. Der Mann ist sofort tot.
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