SEK-Beteiligung
Innenraum
Friedhelm Beate
63 Jahre, männlich
Erschossen am 27.06.1999
In Heldrungen, Thüringen
Quellen: auf Anfrage
Während der bundesweiten Fahndung nach dem Raubmörder Dieter Zurwehme soll in einem Hotel ein Mann von zwei Zivilfahnder*innen überprüft werden. Als er die Zimmertür öffnet schießen die Polizist*innen unter ungeklärten Umständen sofort auf ihn. Als weitere Beamte die Tür später aufbrechen, ist der Mann tot. Bei dem Mann handelte es sich um einen Touristen. Ein Wanderer hatte demnach den gesuchten Gewalttäter verwechselt und die Polizei informiert. Das Verfahren gegen die Beamten wurde schließlich eingestellt und den beiden eine "vegetative Reaktion" zugebilligt. Der genaue Ablauf des Vorfalls konnte nicht geklärt werden, da die einzigen Zeugen die beteiligten Polizisten sind. Eine Untersuchung ergab, dass der schwerhörige Mann möglicherweise aus Angst die Tür zugedrückt hatte, weil er einen Überfall vermutete. Entscheidendes Gewicht hatte jedoch ein Gutachten der Universität Bremen. Dieses bestätigte, dass die Schüsse der Polizisten unabsichtlich fielen, da sie durch die Annahme, Zurwehme vor sich zu haben, in eine extreme Stresssituation gerieten. Angehörige des Manns legten Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens ein. "Von den rund 7.000 Beamten des Freistaats genügen vielleicht 350 den Standards einer modernen Polizei, die mit den Bürgern richtig umgeht", sagte ein hoher Polizeibeamter dem "Spiegel". Viele Beamt*innen seien nach der Wende "in Crash-Kursen" von maximal sechs Monaten auf die neuen Aufgaben vorbereitet worden, auch die Todesschützen. "Wenn die Beamten davon ausgegangen sind, dass es sich bei der Person im Hotel um einen gesuchten Mörder handelt, dann hätten sie das SEK rufen müssen", sagte Thüringens Polizeiinspekteur Wolfgang Göbel.
https://polizeischuesse.cilip.de/fall/cilip-1999-8