Vasilios T.
28 Jahre, männlich
Erschossen am 04.10.1996
In Nürnberg, Bayern
Quellen: auf Anfrage
Bei einer Routinekontrolle am Nürnberger Bahnhof flüchtet der Mann. Eine 20-jähige Polizistin schießt nach einem Warnschuss hinter ihm her und trifft mit gezielten Schüssen aus 15 bis 20 Metern mit ihrer Neun-Millimeter-Pistole von hinten tödlich in den Rücken. Sie habe durch eine Bewegung des Mannes geglaubt, er wolle auf sie schießen, behauptete sie, umnd habe auf die Beine des Flüchtenden gezielt. Das Opfer galt als harter Drogenkonsument, gegen den in den vergangenen Jahren insgesamt vier Haftbefehle erlassen wurden. Der Mann, der ohne festen Wohnsitz in Nürnberg lebte, hatte über 20 Einträge im Fahndungssystem der Polizei. Später kam heraus, dass er zeitweilig als Informant für die Polizei gearbeitet hatte. Der Mann lieferte bis 1994 Informationen über die Drogenszene. Danach sei er als unzuverlässig eingestuft und die Zusammenarbeit beendet worden. Anschließend sei er drogensüchtig und straffällig geworden, so die Polizei. Der Vater von Vasilios T. bat die Polizeiführung vergebens um eine offizielle Entschuldigung für die Schüsse auf seinen Sohn. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken wies alle Vorwürfe zurück. Es gebe keinen gegen Ausländer gerichteten erhöhten Kontrolldruck. Auch sei die junge Beamtin bereits voll ausgebildet und wiederholt im Bahnhofsumfeld eingesetzt gewesen. Von der Bevölkerung werde "der Kontrolldruck auf Bettler, Punker, Skins und Penner durchwegs begrüßt". Mit einer Geldstrafe hat das Amtsgericht Nürnberg den Todesschuß im Januar 1997 geahndet. Das Gericht erkannte in seinem Strafbefehl auf fahrlässige Tötung und verurteilte die 20jährige zur Zahlung einer vierstelligen Summe. Die Beamtin habe aus "Putativnotwehr, das heißt aufgrund einer vermeintlichen, in Wirklichkeit aber nicht bestehenden Notwehrlage gehandelt". Sie habe in dem Glauben gefeuert, der 26jährige wolle auf sie schießen.
https://polizeischuesse.cilip.de/fall/cilip-1996-8