Zwei Polizisten hatten auf den 32-jährigen Mann geschossen, der sich mit einem Sprung von einer Brücke in den Oder-Spree-Kanal retten wollte. Eine Kugel streifte den Flüchtigen am Kopf, er verlor das Bewusstsein und ertrank. Die Leiche wurde zwei Stunden später aus dem Kanal geborgen. Nach dem Bericht zweier Bauarbeiter, die den Vorfall auf der Brücke beobachteten, hätten die Polizisten ohne Vorwarnung gezielt auf den Kopf des Mannes geschossen, teilte Wolfgang Lehmann, Leitender Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), mit. Unklar ist, welcher der Beamten den Flüchtenden letztendlich traf, aber die Polizisten hätten, so Lehmann, in keinem Fall auf den Kopf zielen dürfen. Der wegen Vergewaltigung und zahlreicher anderer Straftaten verurteilte Klaus Heinz Dietrich aus Zerpenschleuse (Kreis Bernau) war im April nicht von einem Hafturlaub ins Gefängnis in Schwarze Pumpe bei Cottbus zurückgekehrt. Auf der Flucht soll er ein 15-jähriges Mädchen vergewaltigt haben, weshalb ein erneuter Haftbefehl erlassen wurde. In Hamburg, wohin er sich abgesetzt hatte, hatte er einen Reisebus gestohlen. Die Entdeckung dieses Busses in einem Waldstück bei Groß Schönebeck löste die Ringfahndung aus, die mit dem Tod des Strafgefangenen endete. Als Dittrich von einer Polizeistreife gesichtet wurde, forderte ein Polizist ihn auf, den Bus zu verlassen. Dieser gab jedoch Gas und raste in Richtung Marienwerder davon. Zwei Funkstreifen nahmen daraufhin auf beiden Seiten des Kanals die Verfolgung auf. Auf der Brücke gelang es der Polizei, den Bus in die Zange zu nehmen. Dittrich rammte einen der Polizeiwagen, wobei ein Polizist verletzt wurde. Er flüchtete aus dem Bus und sprang von der Brücke in den sieben Meter tiefer liegenden Kanal. Nach dem Bericht eines Augenzeugen tauchte Dittrich unter. Als er wieder an der Wasseroberfläche erschien, feuerten die Polizisten insgesamt dreimal auf ihn. Ein rechtskräftiger Freispruch des Landgerichts Frankfurt (Oder) erfolgte 1993.