Herbert Henrich J.
38 Jahre, männlich
Erschossen am 05.09.1991
In Kassel, Hessen
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Wie die Kasseler Staatsanwaltschaft mitteilte, stellten Kriminalbeamte den 38-Jährigen gegen 22:35 Uhr vor einer Gaststätte in der Innenstadt. Einer der Beamten gab einen gezielten Schuss ab, als der Flüchtige seine Waffe zog. Laut vorläufigem Obduktionsbericht starb Henrich sofort infolge der Schussverletzung. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass der Häftling, der zuletzt unter anderem wegen Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt einsaß, selbst nicht geschossen hat. Henrich war es bereits am Donnerstagmorgen während eines Arztbesuchs gelungen, die ihn begleitenden drei Vollzugsbeamten zu überwältigen und mit dem Personenwagen des Mediziners zu fliehen. Den Arzt nahm er zunächst als Geisel mit, ließ ihn aber später frei. In Zwesten stellte er das erste Fahrzeug ab, fuhr zunächst mit einem gelben VW-Käfer weiter und bestieg in Wildungen ein Taxi. Auf dem Weg nach Kassel wurde der Flüchtige in Netze (Kreis Waldeck-Frankenberg) von der Polizei angehalten. Mit vorgehaltener Schusswaffe gelang es ihm jedoch erneut zu fliehen. Diesmal nahm er einen Polizeibeamten als Geisel und zwang ihn, nach Kassel zu fahren und das Taxi in der Nähe der Innenstadt abzustellen. Dort zog Henrich sich um und setzte seine Flucht zu Fuß fort, wobei er den Beamten im Kofferraum einsperrte. Der Beamte wurde wenig später befreit. Die Polizei hatte den Gesuchten, der während seiner Odyssee mehrere Waffen der Beamten an sich genommen hatte, zu diesem Zeitpunkt aus den Augen verloren.Eine Besucherin der Gaststätte, die den 38-Jährigen bereits am Nachmittag gesehen hatte, als er den Kofferraum des Flucht-Taxis verschloss, benachrichtigte die Polizei. Als die beiden Kriminalbeamten eintrafen, wollte Henrich gerade in ein Taxi steigen. Als die Beamten ihren Dienstausweis zückten, äußerte Henrich, er wolle „Ihnen auch mal was zeigen“ und holte die Waffe hervor. Daraufhin schossen die Fahnder. Die Staatsanwaltschaft hält es nicht für ausgeschlossen, dass der Häftling seine Flucht mit Hilfe von außen vorbereitet hatte. Auf der Toilette des Arztes war für ihn offenbar in einem Versteck in der Deckenverkleidung eine belgische Pistole deponiert worden; auch der von ihm zwischendurch benutzte VW-Käfer stand möglicherweise für ihn bereit. Der 38-Jährige hatte zum Zeitpunkt seiner Flucht noch 20 Jahre Freiheitsstrafe vor sich und wäre nach Ablauf dieser Zeit in Sicherheitsverwahrung gekommen.
https://polizeischuesse.cilip.de/fall/cilip-1991-5