Schusswechsel
Alfred Mertens
25 Jahre, männlich
Erschossen am 29.09.1983
In Hörgen bei Aachen, Nordrhein-Westfalen
Bewaffnet mit Schusswaffe
Quellen: auf Anfrage
Bei einem Banküberfall nahmen maskierte Täter Geiseln und lösten einen Polizeieinsatz aus. Während ihrer Flucht kam es zu einem Schusswechsel, bei dem ein Beamter irrtümlich auf eine Geisel feuerte, was diese schwer verletzte. In der Folge eröffneten weitere Polizisten das Feuer auf das Fluchtauto der Täter. Tödlich getroffen wurde ein 46-jähriger Mann aus Bosnien, der als Täter identifiziert wurde, sowie ein weiterer Mann, der durch die Schüsse schwer verletzt wurde. Nach der tödlichen Polizeiaktion ergriff Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Schnoor Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit bei Polizeieinsätzen. Er ließ die Sicherungshebel an allen Maschinenpistolen modifizieren, um ungewolltes Dauerfeuer zu verhindern, da dies zu unkontrollierten Schüssen führen kann, insbesondere bei wenig geübten Schützen. Die Vernehmungen der angeklagten Beamten Hädrich und Bründl zeigten, dass die Polizei während ihrer Ausbildung kaum auf Geiselnahmen vorbereitet worden war; es gab zwar theoretische Erörterungen, jedoch fehlten praktische Übungen. Hädrich berichtete, dass er nur einmal im Schießkino war, wo das richtige Reagieren in kritischen Situationen geübt werden sollte. Beide Polizisten wurden wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt und vom Schwurgericht zwei Jahre später wegen fahrlässiger Tötung zu sechs bzw. 14 Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Ein dritter Beamter, der den Vorfall unzweifelhaft beobachtet haben muss, erhielt eine Strafe von neun Monaten auf Bewährung. Trotz der niedrigen Strafmaße gewährte das Gericht einen zusätzlichen Strafrabatt von 25 Prozent. Der Hauptbeschuldigte Ralf Dünzer (28) verweigerte jegliche Aussage und zeigte während des Prozesses ein unbeteiligtes Verhalten. In den Pausen wirkte er gelöst, scherzte mit Kollegen und wirkte ungerührt. Bereits 1979 war Dünzer wegen Körperverletzung im Amt zu einer Geldstrafe von 3.600 DM verurteilt worden, nachdem er bei einer Demonstration einen Teilnehmer misshandelt hatte.
https://polizeischuesse.cilip.de/fall/cilip-1983-19